In 140 Tagen nach Oberösterreich …

Er ist jetzt 23 Jahre alt und musste vor über einem Jahr aus seiner Heimst flüchten, sonst wäre er jetzt wahrscheinlich schon tot. Zekrullah aus Afghanistan kam vor eineinhalb Jahren nach Österreich, genauer gesagt lebt er jetzt im Innviertel. Er hat vor kurzem die 2a Klasse der Neuen Musikmittelschule in Eggelsberg besucht, um den Schülern sein persönliches Schicksal zu erzählen …

Klar, es ist für die meisten von uns nicht immer leicht im ersten Moment gleich nachzuvollziehen, warum und wovor Menschen flüchten. Vor allem sind es die kursierenden Gerüchte über eine vermeintlich steigende Kriminalität und der Zunahme der sogenannten Wirtschaftsflüchtlinge, die Angst und Vorurteile schüren. Aber: Gerüchte sind keine echten Informationen. Die bekommt man nämlich nur, wenn man direkt mit den Menschen spricht.  Und genau das hat Barbara Wallner, Lehrerin an der Neuen Musikmittelschule in Eggelsberg und ihre Kolleginnen auch gemacht und Zekrullah in die Schule eingeladen. Flüchtlingsthema-4Vor eineinhalb Jahren kam er in Österreich an und hat auf seiner Reise rund 8.000 Kilometer zurückgelegt. Er war viereinhalb Monate unterwegs – größtenteils zu Fuß. Seine Eltern haben alles verkauft, um ihm die Flucht zu ermöglichen – das einzige was er mitnahm: das Geld das ihm seine Eltern gegeben haben und eine Wasserflasche. Flüchtlingsthema-5Einige Kinder fragten ihn, warum er eigentlich flüchten musste – seine Antwort kurz aber dennoch erschütternd: Es ging um sein Leben – wäre er dort geblieben, wäre er jetzt mit großer Wahrscheinlichkeit schon tot. Als Polizist in Afghanistan stand er nämlich bei den Taliban auf der Todesliste. Genauso wie ein Freund von ihm, der noch in seiner Heimat erschossen wurde. Um den Schülern einen Eindruck von seinem Land zu vermitteln, erzählt er ihnen von den Kindern, den Menschen und den Gesetzen in Afghanistan. Ganz fassungslos waren sie, als Zekrullah erzählte, wie lange sein Schulweg als Kind war – ganze 2 Stunden – jeweils morgens und nachmittags. Für alle Schüler aus der Klasse kaum vorstellbar. Doch auch die Flucht selber war ein großes Thema – es wurden viele Fragen gestellt. Vorsichtig erzählte er den Kindern über die schrecklichen Erlebnisse seiner Flucht. Wie oft er großen Hunger hatte, dass er fror und viel im Freien geschlafen hat. Aber auch über die Angst und den Tod, die während seiner Flucht, seine ständigen Begleiter waren.

Flüchtlingsthema-2Für die Schüler der 2a in Eggelsberg war der Besuch von Zekrullah ein einmaliges Erlebnis, bei dem sie sehr viel gelernt haben – weit weg von den kursierenden Halbwahrheiten in den Medien. Vor ihnen stand ein junger Mann der sein Leben retten wollte und deshalb sein Land verlassen musste – ganz klar. Ohne Verschnörkelungen und Ausschmückungen – einfach authentisch.

 

 

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