Wenn viele verschiedene Kulturen aufeinander treffen muss es nicht zwangsläufig zu Konflikten und Problemen kommen. Man kann die Unterschiedlichkeiten beispliesweise auch dazu nutzen, neue spannende Ideen zu kreieren. Und in vielen Fällen bemerkt man dann: man ist auch gar nicht so unterschiedlich, wie man vielleicht zu Anfang gedacht hat. Unser Student Stefan erzählt, welche Erfahrungen er zu diesem Thema in den USA gemacht hat …
Amerika ist seit jeher ein Einwanderungsland. Wenn man durch die USA reist, fällt das auf und man merkt wie die verschiedenen Regionen durch ihre Einwanderer geprägt worden sind. In Pennsylvania ist es zum Beispiel ganz normal, dass es im Supermarkt deutsches Bier, Sauerkraut und Bratwurst zu kaufen gibt. In Kalifornien wird viel spanisch gesprochen und es gibt das beste mexikanische Essen in den ganzen Staaten.
Interessant ist auch, dass die meisten Amerikaner ziemlich genau wissen woher ihre Vorfahren kommen. Besonders wenn man sich als Europäer mit Amerikanern unterhält, erfährt man ziemlich schnell, dass jemand zum Beispiel 20% deutsch, 25% italienisch, 40% britisch und 10% österreichisch ist. Sowas verbindet natürlich sofort und man hört Geschichten, wann die Urgroβeltern eingewandert sind und wo sie sich niedergelassen haben. Auch moderne Technik kann bei sowas helfen. Das kalifornische Startup 23andMe bietet an, die eigene DNA zu analysieren. Meine Freundin hat das gemacht und es hat bestätigt, dass ihre Vorfahren vorallem aus Norwegen, Schottland und Deutschland kamen.
Dass heute nicht nur aus Europa in die USA eingewandert wird, sondern von überall her, ist bekannt. Natürlich gibt es in New York neben bester italienischer Pizza auch China Town, wo oft sogar kein Englisch mehr gesprochen wird und man sich eher wie in Peking vorkommt. Sehr deutlich wird das auch an den US Unis, in meinem Büro sitzen fünf Leute, aus Frankreich, China, Saudi Arabien, Süd Korea und ich aus Österreich. Es ist toll mit vielen Leuten aus unterschiedlichen Kulturen zu arbeiten. Gerade im technischen Bereich sind an vielen US Unis die “nicht Amerikaner” in der Überzahl. Der sogenannte Brain-Drain, wie man es in Europa oft hört, wird hier in Amerika zum “Brain-Gain”, also zum Talentgewinn. Warum das so ist, hat meiner Meinung nach mehrere Gründe. Einerseits sind es die besseren Arbeitsbedingungen im Forschungsbereich, warum viele Studenten gerne nach Amerika kommen. Andererseits ist die Offenheit der amerikanischen Gesellschaft sicher auch ein Argument.
Es ist wichtig die richtige Balance zwischen Akzeptanz, aber auch die Forderung sich anzupassen, zu finden. Das ist nicht immer leicht und verlangt auch etwas an Anstrengung. Einwanderung ist nicht etwas vor dem man sich fürchten muss, sondern eine Chance die genutzt werden sollte. Zumindest in meinem Büro, mit fünf Menschen aus fünf unterschiedlichen Kulturen klappt es ganz gut, vielleicht wäre das doch ein Modell das auch im Groβen funktionieren kann?
Mit diesen Gedanken möchte ich mich für dieses Jahr in die Weihnachtspause verabschieden, denn in ein paar Tagen werde ich nach Österreich fliegen.
Euch allen ein schönes Weihnachten!
Euer Stefan