Gestern ging es los – Premiere für die Zentralmatura

Die Nervosität war gestern kaum mehr zu unterdrücken: 19.200 AHS-Maturanten schrieben ihre Deutsch-Matura. Korrigiert werden die einheitlichen Aufgaben nach einem standardisierten Raster. Laut einem Presse-Artikel enthielten die Aufgabenhefte drei Themengebiete, von denen die Schüler eines wählen mussten. Thema 1: Die Macht der Kritik, Thema 2: Familie und Thema 3: Armut und soziale Gerechtigkeit …

Nach Deutsch folgen nun Englisch (6. Mai, also heute), Spanisch bzw. die Volksgruppensprachen (jeweils 7. Mai), Französisch (8. Mai), Mathematik (11. Mai), Italienisch (12. Mai) sowie Latein und Griechisch (jeweils 13. Mai). Die Prüfungen dauern 270 Minuten, mit der Ausnahme Deutsch bzw. andere Unterrichtssprache mit 300 Minuten. An den berufsbildenden höheren Schulen (BHS) wird die neue Reifeprüfung erst 2015/16 verpflichtend. Allerdings erproben bereits heuer rund 7.000 BHS-Schüler im Rahmen von Schulversuchen die Zentralmatura in einem oder mehreren Fächern.

Die zentralen Reifeprüfungen in den Fremdsprachen sind übrigens nicht komplett gleich: Die Aufgabenstellungen orientieren sich an der jeweiligen Ausbildungsdauer und sind daher nur innerhalb der gleichen Ausbildungszeit ident – jene Klassen, die also etwa sechs Jahre Französisch-Unterricht hatten, erhalten andere Aufgaben als jene mit vier Jahren. Insgesamt lieferte das Bifie 180.000 Aufgabenhefte mit rund 1,3 Mill. Druckseiten für die Zentralmatura an die Schulen. Die Lkw, die sie transportiert hatten, waren wie Geldtransporter gesichert. Bis Prüfungsbeginn sind die Matura-Aufgaben streng geheim. Schummeln daher ausgeschlossen – auch nicht mit dem Smartphone – ausgeschlossen.

Warum eigentlich „Zentralmatura“ – war das vorige System nicht gut genug, oder will man einfach nur versuchen den Schummlern das Handwerk zu legen? Nun ja, letzteres wohl kaum, das war vorher unmöglich und ist es heute nach wie vor. Klar ist: Für Betroffene bedeutet die Matura immer ein Riesenstress, ganz egal, ob die Prüfungsfragen zentral vom Bundesinstitut für Bildungsforschung oder vom Klassenlehrer vorgegeben werden. Die Matura markiert den Endpunkt eines Lebensabschnitts. Sie ist Endziel einer langen, mindestens zwölfjährigen Bildungsreise. Sie beginnt, wenn ein Erstklassler mit der Schultüte in der Hand zum ersten Mal die Volksschule betritt. Sie zieht sich bis ins junge Erwachsenenalter.  Deshalb kann es eigentlich den betroffenen Schülern völlig egal sein, ob sie die Matura in zentraler oder in dezentraler Form machen. Matura hat man – von Ehrenrunden abgesehen – nur ein Mal in seinem Leben. Für die Lehrer hingegen bedeutet die Zentralmatura eine grundlegende Umstellung. Plötzlich sind nicht mehr sie die Herren über die schriftlichen Prüfungsaufgaben, sondern eine ungeliebte Bundesinstanz. Plötzlich werden Maturaergebnisse miteinander vergleichbar. Das kann unangenehm werden –  wenn eine Klasse in Mathematik plötzlich überdurchschnittlich schlecht, die Parallelklasse dagegen überdurchschnittlich gut abschneidet, kann sich jeder ausrechnen, dass das wohl eher nicht an den Schülern selbst liegt.

 

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