Studenten-Tagebuch: Amerika und seine Waffen

Amerika und die Waffen – das kennen wir nicht nur aus den Westernfilmen, oder? Auch in den Medien hört und liest man immer wieder davon. Aktuell ist die US-Stadt Cleveland in aller Munde, wo ein 12-jähriger Bursche von Polizisten erschossen wurde. Auch Stefan unser USA-Student aus dem Innviertel hat sich über dieses Thema – Amerika und Waffen – in seinem Blog Gedanken gemacht und uns seine Eindrücke geschildert.

Da ich in Österreich öfters gefragt werde, wie das denn in Amerika mit den Waffen so ist und ob hier in den USA wirklich jeder ein Gewehr besitzt, möchte ich in diesem Beitrag versuchen meinen Eindruck davon zu beschreiben. Das Ganze ist natürlich ein Thema, das bei vielen die Wogen sehr schnell hochgehen lässt, ich werde daher versuchen eine möglichst objektive Sichtweise wieder zu geben.

Um die Waffengesetze in den USA zu verstehen, muss man erst mal das Land und seine Geschichte verstehen. Das amerikanische Waffengesetz geht auf die Staatsgründung und die Unabhängigkeit von den europäischen Kolonialmächten, vor allem England, zurück. In der Verfassung der USA ist das “right to bear arms” fest verankert damit sich die Bürger dieses neuen Staates zu jeder Zeit verteidigen können. So steht im zweiten Verfassungszusatz von 1791 Folgendes:

„Eine wohlgeordnete Miliz, die für die Sicherheit eines freien Staates notwendig ist, und das Recht der Bevölkerung Waffen zu besitzen und zu tragen, dürfen nicht verletzt werden.“

Nun ist in diesem Gesetz, dass ca. 225 Jahre alt ist, nicht genau geregelt welche Waffen hier gemeint sind was in der praktischen Umsetzung seine Probleme mit sich bringt. Das Recht eine Waffe zu besitzen um sich jederzeit verteidigen zu können scheint für jemanden aus Österreich doch etwas absurd. In den USA ist das aber doch etwas anders. In vielen Bundesstaaten, vor allem im Landesinneren, gibt es sehr große Landstriche, wo wirklich mehr oder weniger Wildnis ist und eine Farm oft 200-300km vom nächsten Ort entfernt sein kann. Ein Polizist aus Kalifornien, der in so einem Gebiet auf Streife geht, hat mir mal erzählt das es nicht selten vorkommt das Banden versuchen Farmen oder auch normale Häuser, die sehr abgelegen sind zu überfallen. Da die Polizei in so einem Fall oft erst nach 1-2 Stunden eintrifft, ist eine gewisse Art der Selbstverteidigung doch notwendig. Also eine Art Wilder Westen ist in manchen teilen Amerikas doch noch immer vorhanden.

Auch die Gefahr durch wilde Tiere ist in vielen Teilen der USA durchaus nicht zu unterschätzen, mir ist selber schon zweimal beim Wandern ein ausgewachsener Schwarzbär über den Weg gelaufen. Zwar ist mir auch ohne Bewaffnung nichts passiert, aber Ranger oder auch Holzarbeiter, die oft tagelang in den Wäldern unterwegs sind, sind da sicher etwas mehr gefährdet.

Bei den Waffengesetzen gibt es von Bundesstaat zu Bundesstaat große Unterschiede. In ländlichen Gegenden, vor allem in den südlichen Staaten der USA, ist persönlicher Waffenbesitz viel verbreiteter als an der Ost- und Westküste oder in den großen Städten wie New York oder San Francisco.  Das in Amerika also jeder mit einer Waffe herumläuft entspricht sicher nicht der Wahrheit. Ich finde das wird in den österreichischen Medien auch oft übertreiben dargestellt und dadurch entsteht ein falscher Eindruck.

Das man in Amerika leichter an Waffen kommt wie bei uns stimmt aber und wie man weiß, passieren dadurch leider immer wieder schlimme Unfälle. Im Alltag merkt man von den viel liberaleren Waffengesetzen kaum etwas, persönlich würde ich mir aber wünschen das der Besitz und Erwerb von Waffen in den USA strenger geregelt wird und mehr Kontrollen unterliegt.

Es gibt also viele Gründe gegen aber auch für die Waffengesetze in Amerika. Man sollte diesbezüglich von Amerika aber nicht den Eindruck bekommen das hier alle nach Waffen verrückt sind. Wenn dann ist das nur ein kleiner Teil der Amerikaner und ich glaube jeder der schon mal in den USA war kann das auch bestätigen.

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