Uns steht es noch bevor, in den Vereinigten Staaten von Amerika ist es bereits geschehen: Ein neuer Präsident wurde gewählt. Stefan Achleitner – unser Student in den USA, beschreibt in seinem Studenten-Tagebuch seine ersten Eindrücke zur Stimmung nach dieser Wahl.
Foto & Text: Stefan Achleitner
Einen Beitrag zum Ausgang der Präsidentenwahl wollte ich schon etwas früher schreiben, aber der Ausgang war doch etwas überraschend. Warum und wieso die Amerikaner so abgestimmt haben, wird in den Medien auf und ab analysiert. Ich möchte also nicht weiter darauf eingehen, sondern werde versuchen zu beschreiben wie hier in den USA die Stimmung nach der Wahl von Donald Trump zum 45. US Präsidenten ist.
Der neue Präsident – schwer einzuschätzen
Ich wohne hier in den USA in einer College Town, die von der Universität, den Professoren und Studenten sehr liberal geprägt ist. Ich kenne kaum jemanden der Donald Trump gewählt hat. Selbst die Republikaner die ich kenne, sagen offen, dass sie für Clinton oder einen unabhängigen Kandidaten gestimmt haben, weil sie Trump als Präsident für ungeeignet halten. Aber auch Hillary Clinton ist alles andere als beliebt und wird keineswegs als eine gute Kandidatin gesehen, sondern als das kleinere Übel im Vergleich zu Trump. Aber die Wahl ist schon geschlagen und an dem Ergebnis wird sich nichts mehr ändern.
Am Tag nach der Wahl waren viele schockiert was da passiert ist, denn dass Trump wirklich gewählt wird, damit hat kaum jemand gerechnet. Es war aber einigermaßen überraschend, dass sich nach dem ersten Schock ziemlich schnell eine Art „Es wird schon nicht so schlimm werden“ Stimmung breit gemacht hat. Mittlerweile ist das aber auch wieder ein bisschen abgekühlt, da es schwer einzuschätzen ist wie Trump die USA regieren wird.
Als Ausländer in den USA studieren und arbeiten
In einer US Forschungsabteilung mit technischem Schwerpunkt so wie meiner, ist ein Ausländeranteil von 60-70% ganz normal. Da die meisten Studenten mit einem begrenzten Visum hier arbeiten und hoffen irgendwann eine permanente Aufenthaltsbewilligung zu bekommen, war Trumps Wahl natürlich ein Schock. Zwar ist jemand mit einem Studentenvisum kein illegaler Immigrant, dennoch könnte eine US Regierung das Vergabeverfahren von Arbeitsvisa erschweren und viele müssten nach dem Studium in ihre Heimatländer zurückkehren. Dass so etwas die US Wirtschaft am meisten treffen würde, sehen viele Leute leider nicht.
Die Arbeitskultur von Silicon Valley, das ich durch mein Praktikum diesen Sommer recht gut kennengelernt habe, ist geprägt von einer Vielzahl von Migranten. Auch in den Entwicklungsabteilungen in Silicon Valley ist ein Ausländeranteil von 60-70% etwas ganz Normales und wie man an dem Erfolg dieser Region sieht, funktioniert es bestens. Wenn aber die Quelle an Talenten aus aller Welt plötzlich durch verschärfte Einwanderungsgesetze reduziert wird, könnte das erhebliche Probleme für die ganze Region bringen.
Ein neuer Präsident – Das Wahlrecht nutzen
Was die neue US Regierung unter Präsident Trump genau machen wird, ist schwer einzuschätzen. Deshalb lässt sich auch die Stimmung hier am besten mit „vorsichtigem Optimismus“ bis „Angst vor der Ungewissheit was da auf uns zukommt“ beschreiben.
Ich hoffe, dass Österreich und Europa etwas aus der US Wahl lernen, nämlich, dass Demokratie nicht perfekt ist, aber dieses Recht zu ignorieren und nicht zu wählen wird keines der vielen Probleme lösen.
(Der Autor Stefan Achleitner ist gebürtiger Innviertler und studiert bereits seit mehreren Jahren in den USA.)